Walter Diefke, Modell II

Pistole Wadie, Modell 2, Kaliber 8 mm Lacrimae

       Bild 1.0, Modell 1 mit Karton und Hinweisblätter

 

Kurze Beschreibung

Bei der Pistole handelt es sich um eine Schreckschuss- und Gaspistole im Kaliber 8 mm Lacrimae. Eine Zielvorrichtung ist als durchgehende Kimme angedeutet. Eine Laufsperre ist nicht vorhanden. Sie besteht überwiegend aus Zink, wenige Teile sind aus Stahl gefertigt.

 

Die Beschriftung

Sie Befindet sich auf der linken Seite und weißt folgendes auf:

 

ORIG. GAS-SCHRECKSCHUSS-PISTOLE  8 SCHUSS D.B.P.A.

 

Das WADIE-Logo befindet sich in einem Queroval. D.B.P.A. steht für Deutsches-Bundes-Patent-Amt.

 

Die Griffschalen

Sie bestehen aus einem braunen Kunststoff. Sie sind zweiteilig, links und rechts mit jeweils einer Schraube an den Seitenplatten befestigt. In der oberen Hälfte ist auf jeder Griffschale ein rundes Emblem aus Messing eingelassen, mit dem Schriftzug „WADIE“ für Walter Diefke.

 

Der Feuerschutz

Er befindet sich auf der rechten Seite an einer gesonderten Seitenplatte, die mit dem Rahmen formschlüssig verschraubt ist. Er ist als Handschutz, unterhalb des Lade-, Entlade- und Auswurffensters, mittels zweier Nieten angebracht. Es soll verhindern, dass die Hand durch heiße Gase und Funkenflug verletzt wird.

 

Bild 1.1, rechte Seite mit Seriennummer                                                                                                           Bild 1.2, linke Seite mit Beschriftung

 

Verschluss oder nicht?

Man könnte auf den ersten Blick meinen, dass diese Pistole einen Verschluss hat, was durch die ‚schrägen Griffrillen‘ am oberen hinteren Ende darauf schließen lassen. Weit gefehlt! Bei näherem Betrachten stellt man fest, dass es sich dabei um ein Stück handelt, das den ganzen Rahmen mit Griffstück und Abzugsbügel einschließt. Auf der rechten Seite, oberhalb der Griffschale, ist eine Öffnung vorhanden, durch die man den Zubringer sehen kann.

 

Der Schlagbolzen

Er befindet sich im hinteren Ende, wo sich die ‚schrägen Griffrillen‘ links und rechts vom oberen Rahmen befinden. Hinter dem Schlagbolzen ist ein Passstück eingelassen und mit einem Stahlstift gesichert, damit der federnd gelagerte Schlagbolzen ein Gegenlager für die Feder hat. Die Feder befindet sich in diesem Falle hinter dem Schlagbolzen. Da der Schlagbolzen erst mit dem Ziehen des  Abzuges unter Federspannung gerät und so gespannt wird.

 

Die Sicherung

Sie befindet sich auf der linken Seite, in der rechten oberen Ecke der Griffschale. Hier nimmt sie den Platz in einer Aussparung ein und ist als Hebel drehbar angebracht. Er zeigt in der jeweiligen Stellung, schräg nach rechts oben und verdeckt hierbei ein weißes S (für Sicher) oder senkrecht nach unten und verdeckt hier einen roten Punkt (für Feuer). Das bedeutet, wenn das S zu sehen ist, ist die Pistole gesichert, entsprechend, wenn der rote Punkt zu sehen ist, ist sie feuerbereit. Diese Sicherheits-Hinweise befinden sich auf einer Seitenplatte, die entsprechend auf der linken Seite mit dem Rahmen formschlüssig verschraubt ist.

 

Die Funktionen

Wenn der Sicherungshebel in gesicherter Stellung nach unten zeigt, spielt sich der Mechanische Vorgang hinter der Seitenplatte ab. Hier greift der Sicherungshebel auch gleichzeitig mit einer Verdickung, formschlüssig, in eine runde Aussparung in das Abzugsgestänge ein und blockiert dieses. Diese Aussparung befindet sich auf der Unterseite der Abzugsstange. Dies bewirkt, dass der Schlagbolzen nicht mehr bewegt werden kann. Hier merkt man aber, dass die Sicherung nicht direkt auf den Abzug wirkt, da bei Betätigen des Abzugs doch noch etwas Spiel ist. Jedoch ist in dieser Stellung ein ungewollter Schuss unmöglich abzugeben, da die Sicherung doch recht stramm sitzt. Weiterhin wird dadurch der Schlagbolzen etwas zurückgedrückt, so dass der Schlagbolzen im Stoßboden verschwindet und nicht auf dem Zündhütchen einer eingelegten Patrone lasten kann.

 

Die Seitenplatten

Beide Seitenplatten reichen auf beiden Seiten ungefähr 1/3 in den Abzugsbügel hinein und begrenzen den Abzug nach beiden Seiten um diesem zugleich eine Führung zu geben. Des Weiteren begrenzen sie die Abzugsstange und das Magazin von beiden Seiten.

 

Die seitliche Öffnung

Sie ist zugleich das Lade-, Entlade- und Auswurffenster, da es für diese konstruierten Pistolen keine andere Möglichkeit gibt um Patronen zuzuführen, zu entnehmen oder die Hülsen auszuwerfen. Das mag etwas verwirrend klingen, ist es aber nicht.

 

Das Laden

Es gestaltet sich etwas schwierig, aber mit etwas Übung geht es doch leicht von der Hand. Hierzu sichert man zunächst die Pistole. Dadurch wird der Schlagbolzen ein wenig nach hinten gedrückt und verschwindet im Stoßboden.

 

Das Einlegen der Patronen

Man muss schon aufpassen, dass man sie nicht aus Versehen falsch herum einlegt, da sie von der Seite her einfach wie ein Röhrchen ausschaut. Man hält sie am besten zwischen Daumen und Zeigefinger, quer zum Zubringer, und drückt diesen etwas mit dem hinteren Ende der Patrone, mit dem Zündhütchen voran, nach unten. Nun schiebt man die Patrone nach hinten und dreht sie dabei in die Längsrichtung zum Lauf und drückt sie sodann ganz hinein. So kommt sie auf dem Zubringer zum Liegen. Das geht recht einfach, da der Zubringer in Längsrichtung eine Vertiefung hat. Das wiederholt man, bis das Magazin gefüllt ist.

 

Das Magazin

Bei diesen Pistolen ist es fest verbaut, so dass man es nicht wechseln kann. Es handelt sich keineswegs um eine neue Erfindung, da es doch genug Zeugnisse gibt, nicht nur bei Pistolen sondern auch bei Gewehren. Z. B.: Mauser C 96 und Infanterie-Gewehr 88. Jedoch ist es im Aufbau doch etwas anders gestaltet. Aber hier identisch mit dem Vorgänger, der ASS, Mod. 33.

 

Wie funktioniert das?

Ein herkömmliches entnehmbares Magazin für Pistolen hat Magazinlippen die die Patrone gegen herausdrücken durch den federdruckgelagerten Zubringer halten. Diese Magazine haben das nicht! Die Patrone wurde in ihren Maßen mit den Innenmaßen des „Patronenlagers“ so bemessen, dass man die Patrone doch recht gut einsetzen, oder herausnehmen kann und sie dennoch darin gut fixiert war. Vor allem, damit sie sicher gezündet werden konnte.

 

Der Raum

Er hat eine weitere Funktion als Patronenlager, in dem sich die oberste Patrone befindet. Und auf Grund der Bauart wird die Patrone folgenderweise gehalten.

-          nach links und oben durch das Gehäuse

-          nach hinten durch den Stoßboden, in dem der Schlagbolzen federnd gelagert ist

-          nach vorne durch das innere Teil des Laufes

-          und natürlich von unten, durch eine weitere Patrone oder dem Zubringer, der unter Federdruck steht. Was den Halt erst ermöglicht

 

Das Patronenlager

Im inneren des „Patronenlagers“ hat der Konstrukteur links vorne eine kleine Gasablenkung eingebracht, so dass ein kleiner Teil der heißen Gase nach hinten führt und der Hülsenauswurf gegeben ist.

 

Das Schießen

In der schussbereiten Stellung wird der Schlagbolzen freigegeben. Hierbei wird er aber auch wieder mit nach vorne gebracht und kommt, im Falle einer eingelegten Patrone, auf dem Zündhütchen zu liegen. (Soll jetzt das Schießen unterbrochen werden, kann die Pistole einfach gesichert werden. Hier gibt es noch die Möglichkeit den Abzug wenige Millimeter zu drücken, dadurch wird der Schlagbolzen nach hinten bewegt und man drückt die Patrone mit dem Finger nach unten. Dann kann man den Druck auf den Abzug lösen und der Schlagbolzen kommt wieder nach vorne und sperrt entsprechend die Patrone, so dass sie nicht nach oben rutschen kann.)

 

Der Abzug

Hierbei handelt es sich um einen Spannabzug, auch DAO genannt (Double Action Only). Er wird durch zwei Seitenplatten und einer Schraube im unteren Abzugsbügel geführt und gegen herausfallen gesichert. Wenn der Abzug nach hinten gedrückt wird, bewegt sich das Abzugsgestänge linear mit nach hinten. Gleichzeitig wird der unter Federdruck stehende Schlagbolzen, die Feder befindet sich direkt hinter dem Schlagbolzen, nach hinten bewegt. Das funktioniert nur, da am Ende des Gestänges sich eine Klinke befindet und auf ihrem Weg den Schlagbolzen, der unten eine Nase besitzt, mit nach hinten nimmt. In der letzten Stellung kommt die gegabelte Klinke zu einem Stahlstift, der das Gestänge nach unten zwingt und den Schlagbolzen freigibt.

 

Der Schuss

Der Schlagbolzen schnellt nach vorne und trifft auf das Anzündhütchen und zündet somit die Patrone. Das entstehende heiße Gas verlässt mit einem einhergehenden Knall die Hülse und weicht nach vorne durch den Lauf aus. Durch den feinen eingebrachten Gaskanal, kommt etwas Gas nach hinten und gerät zwischen Patronenhülse und Gehäuseinnenwand.

 

Das Auswerfen

Durch diesen Vorgang wird die abgeschossene Hülse nach rechts bewegt und der Druck der nachkommenden Patrone oder zuletzt dem Zubringer hilft mit, die Hülse auszuwerfen.

 

Das automatische Nachladen

Der Abzug muss zunächst gelöst werden, jetzt wird der Abzug wieder gezogen, hierbei wird der Schlagbolzen wieder nach hinten bewegt und der Schlagbolzen der ja in das Patronenlager reicht und eine nachkommende Patrone sperrt, gibt zugleich die nächste Patrone frei, die in das „Patronenlager“ gedrückt wird. Entweder lässt man jetzt den Abzug wieder langsam nach vorne kommen und es bricht kein Schuss oder man zieht den Abzug durch und der Schuss bricht. Nach heutigem Verständnis handelt es sich bei diesen Pistolen um halbautomatische Waffen. Da nach dem Laden, jeweils nach jedem Schuss, nur einmal der Abzug gedrückt werden muss. Diesen Vorgang kann man solange wiederholen, bis das Magazin leer ist.

 

Das Entladen

Hier nimmt man am besten den Fingernagel zur Hilfe, das hat bei mir gut geklappt. Notfalls tut es auch eine Büroklammer. (Zum Entnehmen der Patronen könnte man jetzt auch die Griffschalen abschrauben, das würde aber nur dazu führen, dass die Patronen durch den Federdruck herausgedrückt werden und unkontrolliert irgendwo zu liegen kommen, das Ganze ginge dann doch an der gewollten Technik vorbei und würde unnötig Zeit in Anspruch nehmen. Siehe Bild 18.)

 

Die Munition

Das Kaliber wird mit 8 mm Lacrimae (lat. Tränen) angegeben.  Anfang der 1950er Jahre bis Ende der 1960er Jahre wurde sie in Aluminium  gefertigt.

 

Ausführungen:

-          „Wadie“-Platzpatronen

-          „Wadie“-Gaspatronen

-          „Wadie“-Extra starke Gaspatronen

-          „Wadie“-Blitzlicht-Gaspatronen

-          „Wadie“-Rauchpatronen

-          „Wadie“-Parfümpatronen

 

Das Zubehör

Das Aufsatzgerät Im Gegensatz zu dem Vorbild ASS, Mod. 33, gab es hier noch ein Aufsatzgerät zum Abschießen von Signalpatronen und Leuchtraketen in zwei Ausführungen, was diese Pistole universeller machen sollte:

-     die lange Ausführung, die im Prinzip wie heutige Notsignalgeräte funktioniert. Hier ist in einer Metallhülse ein entsprechender Metallstab beweglich gelagert, der als Verlängerung/zweiter Schlagbolzen fungiert, der durch den primären Schlagbolzen der Pistole ein Zündhütchen in der Signalpatrone anzündet. Diese Version konnte nur im Modell I. verwendet werden, da hier noch keine Laufsperre vorhanden war.

 

-     die kurze Ausführung, die wie ein heutiger Abschussbecher funktioniert, bei dem Signalsterne vorne eingeschoben werden und mit einer Anzündpatrone, hier die Knallpatrone, den Antriebsatz der Leuchtrakete zündet. Dieses Gerät konnte auch auf dem Modell I. montiert werden. Beide Aufsätze hatten keine Verbindung mittels Gewinde mit der Pistole sondern eine Klemm bzw. abgewandelte Bajonett-Vorrichtung.

 

Ich habe bis jetzt noch keine lange Ausführung dieser Aufsätze  in den Händen gehalten, ich kenne diesen auch nur von Abbildungen als Zubehör. Geliefert wird die Pistole in einem Pappkarton, der eine Bedienungsanleitung und eine Reinigungsbürste enthält.

 

Jetzt kann ich die kurze Ausführung präsentieren, bei einer Börse wurde ich fündig!

 

Bild 1.3, das WADIE-Aufsatzgerät                                                                                                                 Bild 1.4, WADIE-Aufsatzgerät montiert, mit Werbung