Oskar Kirchner, Mod. Schreckschußpistole

Oskar Kirchner, Taschenpistole, Schreckschußpistole, 6 mm Flobert, Platzpatrone

       Bild 1.0, Pistole mit Verpackung, das ist OK.

 

 

Allgemein

Diese Pistole wurde bereits 1929 zum Patent angemeldet und bekam die Erteilung 1930. Der Konstrukteur ist ein Oskar Kirchner aus der traditionellen Waffenschmiede Zella-Mehlis in Thüringen. Sein Name ist heute nicht mehr oder zumindest sehr wenigen Personen bekannt, da er leider wie viele andere auch, aus irgendwelchen Gründen vergessen wurde. Doch hiermit sollte er wieder in Erinnerung gerufen werden, ist er doch der benannte Konstrukteur, Patentanmelder und wohl auch der Hersteller dieser Pistole.

 

Diese Pistole besteht aus Stahl, abgesehen von den schwarzen Griffschalen, die aber auch eine Metalleinlage zur Stabilisierung haben und mit seinem Monogramm OK versehen sind. Diese Pistole hat die Seriennummer 20 auf dem rechten unteren Griffrahmen und auf dem hinteren Oberteil. Der Patronenlagerblock ist oben mit H1 und unten auch mit 20 gestempelt, ansonsten gibt es keine weiteren Markierungen. Da die Seriennummer 20 doch gering ist, müsste man davon ausgehen, dass es eine frühe Version ist und wohl noch aus dem Jahr 1929 stammt, spätestens aber aus 1930. Die dazugehörige Schachtel ist ebenfalls mit dem Monogramm O K versehen.

 

Im Vergleich zum Patent stellt man fest, dass hier im Patronenlagerblock keine Zweiteilung verbaut wurde. Offensichtlich hat man festgestellt, dass es gar nicht notwendig ist und die leeren Hülsen doch auch so gut ausgezogen werden. Ursprünglich, laut Patent, sollte die Zweiteilung das Ausziehen der leeren Hülsen erleichtern. Es wäre aber nicht das erste Mal, dass ein Patent nicht eins zu eins umgesetzt wurde.

 

 

Firma Oskar Kirchner, Modell Schreckschußpistole

Es handelt sich hier um eine kleine und kompakte Pistole. Sie hat eine Länge von 11 cm und eine Höhe von 7,3 cm, die Breite beträgt schlanke 1,6 cm, sie wurde für das Kaliber 6 mm Flobert eingerichtet.

 

Auf den Kopf gestellt

Eine eigenartige und gut überlegte Mechanik besitzt diese Pistole und ähnelt doch anderen Pistolen mit Röhrenmagazin, abgesehen von dem Lademechanismus der augenscheinlich dem Modell 1860 des Benjamin Tyler Henry ähnelt und in seiner Henry-Rifle verbaut wurde. Aber auch das Röhrenmagazin erinnert daran. Aber OK stellte das System auf den Kopf, da das Röhrenmagazin oben verbaut ist und das Patronenlager darunter.

 

Bild 1.11, rechte Seite, Auswurffenster vorne                                                                                                   Bild 1.12, linke Seite ohne Beschriftung

 

 

Der Patronenlagerblock

Hier handelt es sich um ein senkrecht bewegliches und verriegeltes Patronenlager. Durch Drücken des Abzuges wird zunächst der Patronenlagerblock entriegelt und durch Federdruck nach oben gedrückt, dort verbleibt er solange, bis der Abzug ganz durchgedrückt wird. Hier kann man ihn sehen, wie er bauartbedingt sehr weit vorne ein Stück nach oben herausragt.

 

Die Griffschalen

Die Griffschalen sind je mit einem Metallblech verstärkt und werden über ein Distanzstück, das mit einem Innengewinde versehen ist, und mit je einer Schraube beidseitig befestigt.

 

Bild 1.13, ohne Griffschalen                                                                                                                                Bild 1.14, Patronenlagerblock, obere Stellung

 

 

Der Lauf

Durch die Länge des Röhrenmagazines und Gesamtlänge der Pistole, sowie der Konstruktion geschuldet, bleibt nicht mehr viel für den Lauf. Der ziemlich kurze Lauf befindet sich im Oberteil-Gehäuse und ist gerade mal 5 mm lang.

 

Der Verschluss

Der Verschluss besitzt auf der rechten Seite einen gefederten Auszieher, der durch das Auswurffenster zu erkennen ist. Dieser Auszieher umfasst rechts den vorderen Rand der 6 mm Flobert-Platzpatrone. Auf der linken Seite befindet sich noch eine Verriegelung, die als ein Flacher Metallstift links in eine Vertiefung des Patronenlagerblockes greift, um den Verschluss und den Patronenlagerblock miteinander in einer Flucht zu halten und den Patronenlagerblock gegen den Federdruck festhält.

 

Das Röhrenmagazin

Das Magazingehäuse, eine Röhre, besteht aus Messing und das gerändelte Endstück aus einem verchromten Metall. Der Zubringer bzw. die Platzpatronen werden nicht wie gewöhnlich durch Magazinlippen gehalten. Hier ist die Eigenart, dass der Zubringer durch eine Nase, ähnlich wie bei dem Magazin der Mauser Pistole 08, zurückgezogen wird aber hier eigens in hinterster Stellung bajonettartig durch ein wenig im Uhrzeigersinn gedreht und somit gegen zurückschnellen gesichert wird, auch ähnlich wie es bei manchen Unterhebel-Modellen gemacht wird. So können von vorne entsprechend 12 Platzpatronen im Kaliber 6 mm Flobert mit dem Patronenboden voran in das Magazin gefüllt werden.

 

Bild 1.15, Feder entspannt, Zubringer vorne                                                                                                    Bild 1.16, Feder gespannt, Zubringer hinten

 

 

Die Funktion

Die Pistole wird entsprechend von hinten geladen. Beim Einführen des gefüllten Magazins ist darauf zu achten, dass dieses zumindest waagerecht in die Pistole bzw. den Magazinschacht eingeführt wird, wenn nicht dann fallen die Platzpatronen einfach in den Magazinschacht und verkannten höchstwahrscheinlich. Auf der Unterseite im Magazinschacht befindet sich eine Nut, die zugleich als Führung für die Nase des Zubringers gedacht ist. Ist das Magazin eingeführt, so schnappt der federnd gelagerte Magazinhalter und hält das Magazin nach hinten fest. Nun wird das Magazin etwas im Uhrzeigersinn gedreht und diese Nase löst sich aus der bajonettartigen Sicherung und der Druck der Magazinfeder drückt die Platzpatronen nach vorne. Die Pistole wäre somit schussbereit.

 

Die gesamte Mechanik läuft über den Abzug

Es handelt sich hier um einen DAO-Abzug, (Double Action Only = Nur Abzugspanner). Die Mechanik kommt doch mit wenigen Teilen aus. Durch Drücken des Abzuges wird der Patronenlagerblock, der unter Federdruck steht freigegeben und nach oben gedrückt, so dass das Patronenlager direkt vor dem Magazin und so mit einer Platzpatrone überein gebracht wird. Automatisch wird jetzt durch den Federdruck im Magazin eine Platzpatrone in das Patronenlager gedrückt. Durch weiteres betätigen des Abzuges, wird der Laufblock durch die Mechanik wieder nach unten gezwungen und bringt die Platzpatrone vor dem Schlagbolzen in Position. Wird jetzt der Abzug weiter gedrückt, wird der Verschlussblock weiter gespannt und schlägt am Ende nach vorne und zündet die Platzpatrone, einhergehend greift jetzt der Auszieher um den vorderen Rand der Platzpatrone. Wird nun nach loslassen des Abzuges der Abzug wieder gedrückt, zieht nun der Auszieher die leere Hülse aus dem Patronenlager und zwingt sie durch einen links gelegenen Ausstoßer aus dem Auswurffenster das sich auf der rechten vorderen Seite befindet. Der Schuss-Vorgang kann sich nun wiederholen.