Gewehrfabrik Adolf Austmeier

Scheintodpistole, A. Austmeier, Kal. 9 x 15 Schermer aus Odenburg

      Bild 1.0, diese Pistole wurde 1950 von der Gewehrfabrik Austmeier angeboten

 

Austmeier's Gewehrfabrik

Es existierte eine Gewehrfabrik Austmeier in Heidmühle in Oldenburg. Diese Firma stellte neben anderen Waffen zumindest eine einschüssige Pistole her, die zum verschießen eines Kombinats aus Reizgas und Farbstoff bestimmt war, zumindest wurde es so in einem Werbeblatt geschrieben. Aus der Nordwestzeitung, vom 16.02.1950, stammt ein Artikel, in dem diese Firma genannt wird und die damalige wirtschaftliche Lage anschneidet, zur Pistole selbst gab es leider keine Erwähnung. Das begründete sich wohl darauf, da diese Pistole zu dieser Zeit noch nicht oder sich erst in der Planung bzw. Konstruktion befand.

 

Gebrauchsmuster für Adolf Austmeier

Am 11.11.1950 meldete Herr Austmeier eine Pistole mit der Bezeichnung „Scheintodpistole“ beim Patentamt in München an. Das Resultat war ein Gebrauchsmuster mit der Bezeichnung DGM Nr. I/619064 für eben diese angemeldete Scheintodpistole. Seltsam ist, dass hier kein Kaliber angegeben wurde, wohl um sich die Option des Kalibers frei zu halten. Weitere Konstruktionen bezüglich der Scheintodwaffe von Herrn Austmeier sind nicht bekannt.

 

Die Bezeichnung Scheintodpistole führt zurück zum Anfang des Jahres 1900, wo bereits eine einschüssige Pistole mit dieser Bezeichnung von der Gewehrfabrik Burgsmüller mit ihrer Scheintodpatrone im Kaliber .410 / 12 mm angeboten wurde.

 

Austmeier, Modell Scheintodpistole

Bei diesem Modell handelt es sich um eine einschüssige Pistole mit unverriegeltem Kipplauf, das Kaliber ist hier mit 9x15 R zu benennen, obwohl auch die 9x17 R in das Patronenlager passen, das hat damit zu tun, da die Maße des Patronenlagers und des Innenlaufes identisch sind. Die Pistole besteht aus brüniertem Stahl und den zweiteiligen Griffschalen aus Bakelit. Sie wird gespannt, wenn der gerändelte Knopf nach hinten gezogen wird und einrastet, so dass er in der hinteren Stellung gehalten wird. Das gelingt allerdings nur in der ungesicherten Stellung.

 

Bild 1.11, rechte Seite ohne Beschriftung, lediglich das Griffstück weist ein Z im Kreis auf                  Bild 1.12, linke Seite ohne Beschriftung, auch hier weist das Griffstück ein Z im Kreis auf

 

Die Sicherung

Sie befindet sich auf der linken Seite hinter dem Abzug in einem Langloch und schaut als Schraubenkopf aus der Griffschale. Zum Sichern wird der Schraubenkopf nach oben gedrückt und blockiert so den Abzug.

 

Das Laden

Zum Laden wird der unverriegelte Lauf der unter Federdruck steht einfach nach vorne unten gedrückt, in dieser Stellung bleibt er gehalten bis man ihn wieder nach oben drückt. Es werden auch zwei Versionen zum Laden genannt, zum einen wird die Glasampulle in das Patronenlager geschoben und eine Treibpatrone hinterher, zum anderen wird die Patrone mit Ampulle eingesteckt. Bei Schussabgabe zerbrach die Ampulle in einer Sperre im Lauf und die Flüssigkeit wurde zerstäubt oder auch vergast. Durch die Größe des Patronenlagers können auch wahlweise Platzpatronen oder Gaspatronen im Kaliber 9x17 mm R abgefeuert werden.

 

Die Griffschalen

Was auf den Griffschalen das Z mit dem Punkt darunter im Kreis  bedeuten soll ist mir nicht bekannt. Während dem 2. WK wurden so aber Sonderwaffen gekennzeichnet. Augenscheinlich war dies so in den 1950er Jahren noch bekannt.

 

 Bild 1.13, Pistole geöffnet und entspannt                                                                                                        Bild 1.14, Pistole geöffnet und gespannt, Sicherung blockt den Abzug in oberer Stellung

 

Die Munition

Im Internet sind Patronen zu finden, die den Bodenstempel „Schermer Karlsruhe“ in Verbindung mit der Scheintodpistole zeigen, meine Patronen haben ebenfalls diesen Bodenstempel. Es handelt sich aber um eine Treibpatrone die von Karl Schermer bereits am 24.01.1926 patentiert wurde und zwar als "Patrone für Bolzenschußapparate usw.". Dieses "usw." legt wohl dar, dass sie auch für Waffen genutzt werden kann, was ja mit der Nutzung für die Scheintodpistole aufgezeigt wird. Die Besonderheit ist hier, dass die Patrone nicht zugefaltet ist und die Treibladung durch ein besonderes Verfahren eingeklebt ist und nicht herausfallen kann. Hier könnte irgendeine Art von Geschoss eingesetzt werden, eben auch eine Glasampulle.

 

Bild 1.21, Schermer-Patrone, Kaliber 9x15 mm R                                                                                      Bild 1.22, 9x17 R und 9x15 R im Vergleich

 

Die Glasampulle

Der Inhalt dieser Ampulle war ein Gemisch aus einem Tränengas, hier wohl CN-Gas, mit einer Farbflüssigkeit die nicht so leicht von Haut oder Kleidung entfernt werden konnte, wie man in dem Werbeblatt lesen kann. Eine Ähnlichkeit bezüglich der Farbe hat man als Sicherheitsvorkehrung in den Geldbehältern bei Geldtransporten und in Geldautomaten eingesetzt, um bei nicht genehmigter Öffnung das Geld unbrauchbar zu machen.

 

Firma Karl Schermer GmbH & Co. KG

Die Fa. Karl Schermer GmbH & Co. KG, die im Jahr 1896 gegründet wurde, ist im Internet mit der Herstellung von Waffen und Munition benannt und bietet heute noch verschiedene Geräte und Bolzenschussgeräte mit der dazugehörigen Munition an.

 

Werbung

Wie auf der Broschüre zu lesen ist, wurde diese Pistole den Taxi-Fahrern angeboten. Augenscheinlich wurden damals, nach dem zweiten Weltkrieg zahlreiche Taxi-Fahrer überfallen.

 

Bild 1.31, Werbeblatt, Vorderseite                                                                                                                Bild 1.32, Werbeblatt, Rückseite

 

 

Patentamt-Auszüge

Im Nachstehenden die Gebrauchsmuster-Anmeldung von A. Austmeier von 1950 für seine Scheintodpistole im  Kaliber 9 mm R und die Patentschrift für Karl Schermer von 1927 für seine Patrone im Kaliber 9x15 R.

 

Bild 3.1, Gebrauchsmuster-Anmeldung-Scheintodpistole                                                                      Bild 3.2, Zeichnung der Scheintodpistole

 

 

Bild 3.3, Patent für eine Patrone                                                                                                                  Bild 3.4, Zeichnung der Patrone