August Schüler, Modell 33/5, 2. Generation Typ 1

Schreckschusspistole ASS, Modell 33/5

       Bild 1.0, 2. Generation, Typ 1

 

Kurze Beschreibung

Dieses Modell funktioniert weitgehend wie der Vorgänger.

 

Bei der Pistole handelt es sich um eine Schreckschuss- und Gaspistole die bis auf wenige Teile aus Aluminium gefertigt ist. Eine Zielvorrichtung ist nicht vorhanden. Das Magazin fasst 5 Patronen und ist fest verbaut. Im Lauf ist keine Sperre eingebracht. Hier ist jedoch die Mündungsöffnung so groß, dass man Signalsterne im Kaliber 7 mm damit verschießen könnte. Ob es wirklich so angedacht ist, dafür habe ich keine Belege. Lediglich einen Hinweis habe ich gefunden, wonach die Pistole wohl im Jahr 1938 auf den Markt kam.

 

Die Beschriftung

Eine Beschriftung sucht man vergebens. Lediglich auf den Griffschalen ist das mittig gesetzte Monogramm „ASS“ für August Schüler aus Suhl zu finden.

 

Die Griffschalen

Sie bestehen aus schwarzem Bakelit, sind zweiteilig und sind jeweils links und rechts mit zwei Schrauben am Griffstück befestigt.

 

Der Feuerschutz

Wo ist der Feuerschutz geblieben? Der doch als Handschutz, unterhalb des Lade-, Entlade- und Auswurffensters verhindern soll, dass die Hand durch heiße Gase und Funkenflug verletzt wird? Genau hier, befindet sich nun mit Beginn des Laufes eine längliche Ausfräsung, die einer Kannelierung ähnelt und nach vorne gerundet ausläuft. Was hat sich August Schüler hier ausgedacht? Augenscheinlich reicht es wohl aus, um sich nicht zu verletzen.

 

 

Bild 1.1                                                                                                                                                                     Bild 1.2

 

Verschluss oder nicht?

Man könnte auf den ersten Blick meinen, dass diese Pistole einen Verschluss hat, bei näherem Betrachten stellt man jedoch fest, dass es sich dabei um einen langen U-förmigen Rahmen aus brüniertem Flachstahl handelt, der auf beiden Seiten bis nach vorne unter die Mündung reicht. Rechts, oberhalb der Griffschalen ist im Rahmen eine Öffnung vorhanden, durch die man den Zubringer sehen kann.

 

Das Lineare Schlagstück

Genannt wird dieser U-förmige Rahmen „Lineares Schlagstück“, da sich im hinteren Teil der Schlagbolzen befindet und sich entsprechend nur „linear“ mit dem Schlagstück bewegen kann, von außen ist er bei diesem Modell nicht erkennbar. Wenn er eingeschraubt sein sollte, dann wohl von innen. Der Konstrukteur hat hier sogar vorne unter dem Lauf eine drehbare Rolle verbaut, um augenscheinlich eine „reibungslose Bewegung“ zu ermöglichen.

 

Die Sicherung

Sie befindet sich auf der linken hinteren Seite, oberhalb vom Linearen Schlagstück und ist als drehbarer Hebel angebracht. Hier sichert sie in Schlagbolzenhöhe die Pistole in waagerechter Stellung. Wird der Sicherungshebel von senkrecht in Uhrzeigersinn ein viertel gedreht, kommt sie in waagerechte Stellung und verdeckt einen roten Punkt. Ansonsten ist der grüne Punkt durch den Sicherungshebel in senkrechter Stellung verdeckt. Daraus resultiert: roter Punkt = Feuerbereit, grüner Punkt = gesichert.

 

Die Funktionen

Die Sicherung wirkt direkt und nur auf das Schlagstück. So lässt sich das Schlagstück mit dem Abzug nicht mehr auslösen. Wenn der Sicherungshebel in gesicherter Stellung nach vorne zeigt, greift er auch gleichzeitig mit einer Verdickung in eine Aussparung auf der Oberseite in das Schlagstück ein. Gleichzeitig wird das Schlagstück mit nach hinten gedrückt und gibt einen grünen Punkt frei, der sich auf dem Schlagstück befindet. Der Schlagbolzen wird dadurch in den Stoßboden gezogen und lastet nicht auf dem Zündhütchen einer eingelegten Patrone. Was die Pistole auch im Falle eines Sturzes sicher macht.

 

 

Die Seitenplatte

Es befindet sich auf der linken Seite, formschlüssig unter der Griffschale, eine Seitenplatte, ebenfalls aus Aluminium gefertigt und reicht ein Stück vor bis zum Abzug, um diesem zugleich eine Führung zu geben. Sie ist direkt durch zwei Schrauben mit dem Rahmen verbunden. Die zwei Schrauben, die die Griffschale befestigt, sind ebenfalls mit durch die Seitenplatte geführt und fixieren sie zusätzlich im Rahmen. Siehe Bilder

 

Die seitliche Öffnung

Sie ist zugleich das Lade-, Entlade- und Auswurffenster, da es für diese konstruierten Pistolen keine andere Möglichkeit gibt um Patronen zuzuführen, zu entnehmen oder die Hülsen auszuwerfen. Das mag etwas verwirrend klingen, ist es aber nicht.

 

 

Bild 1.3, zerlegt, rechte Seite                                                                                                                         Bild 1.4, zerlegt, linke Seite

 

Das Laden

Es gestaltet sich etwas schwierig, aber mit etwas Übung geht es doch relativ leicht von der Hand. Hierzu sichert man zunächst die Pistole. Dadurch wird das Schlagstück ein wenig nach hinten gedrückt und das Ladefenster etwas vergrößert. Automatisch wird ja auch der Schlagbolzen mit nach hinten genommen.

 

Das Einlegen der Patronen

Man muss schon aufpassen, dass man sie nicht aus Versehen falsch herum einlegt, da sie von der Seite her einfach wie ein Röhrchen ausschauen. Man hält sie am besten zwischen Daumen und Zeigefinger, quer zum Zubringer, und drückt diesen etwas mit dem hinteren Ende der Patrone, mit dem Zündhütchen voran, nach unten. Nun schiebt man die Patrone nach hinten und dreht sie dabei in die Längsrichtung zum Lauf und drückt sie sodann ganz hinein. So kommt sie auf dem Zubringer zum Liegen. Das geht recht einfach, da der Zubringer in Längsrichtung eine Vertiefung hat. Das wiederholt man, bis das Magazin gefüllt ist.

 

Das Magazin

Bei diesen Pistolen ist es fest verbaut, so dass man es nicht wechseln kann. Es handelt sich keineswegs um eine neue Erfindung, da es doch genug Zeugnisse gibt, nicht nur bei Pistolen sondern auch bei Gewehren, z. B.: Mauser C 96 und Infanterie-Gewehr 88. Jedoch ist es im Aufbau doch etwas anders gestaltet. Aber hier identisch mit dem Vorgänger, der ASS, Modell 33 der 1. Generation.

 

Wie funktioniert das?

Ein herkömmliches entnehmbares Magazin für Pistolen hat Magazinlippen die die Patrone gegen herausdrücken durch den federdruckgelagerten Zubringer halten. Diese Magazine haben das nicht! Die Patrone wurde in ihren Maßen mit den Innenmaßen des „Patronenlagers“ so bemessen, dass man die Patrone doch recht gut einsetzen, oder herausnehmen kann und sie dennoch darin gut fixiert war. Vor allem, damit sie sicher gezündet werden konnte.

 

Der Raum

Er hat eine weitere Funktion als Patronenlager, in dem sich die oberste Patrone befindet. Und auf Grund der Bauart wird die Patrone folgenderweise gehalten. Siehe Bild 6.

 

-   nach links und oben durch das Gehäuse

-   nach hinten durch den Stoßboden, in dem der Schlagbolzen in fester Verbindung mit dem hinteren Schlagstück gelagert ist

-   nach vorne durch das innere Teil des Laufes

-   und natürlich von unten, durch eine weitere Patrone oder dem Zubringer, der unter Federdruck steht. Was den Halt erst ermöglicht

 

Das Patronenlager

Im inneren des „Patronenlagers“ hat der Konstrukteur links vorne eine kleine Gasablenkung eingebracht, so dass ein kleiner Teil der heißen Gase nach hinten führt und der Hülsenauswurf gegeben ist.

 

Das Schießen

In der schussbereiten Stellung wird das Schlagstück entsprechend wieder freigegeben. Hierbei wird aber auch der Schlagbolzen wieder mit nach vorne gebracht und kommt, natürlich im Falle einer eingelegten Patrone, auf dem Zündhütchen zu liegen.

 

(Wenn man das nicht möchte, gibt es noch die Möglichkeit den Abzug wenige Millimeter zu drücken, dadurch wird der Schlagbolzen nach hinten bewegt und man drückt die Patrone mit dem Finger nach unten. Dann kann man den Druck auf den Abzug lösen und der Schlagbolzen kommt wieder nach vorne und sperrt entsprechend die nach unten gedrückte Patrone, so dass sie nicht nach oben rutschen kann.)

 

Der Abzug

Hierbei handelt es sich um einen Abzugsspanner, er wird auch DAO genannt (Double Action Only). Er wird mit dem Finger der Schusshand nach hinten gezogen, gleichzeitig wird das unter Federdruck stehende Schlagstück, die Feder befindet sich unterhalb des Laufes, nach hinten bewegt. Im oberen Teil des Abzuges befindet sich eine Klinke, die durch Federdruck nach oben ragt. Wenn der Abzug nach hinten bewegt wird, wird dadurch zugleich das Schlagstück, hier ragt eine Nase nach unten, mitgenommen und bewegt sich auf eine Schräge zu, die die Klinke im hinteren Bereich nach unten drückt und das Lineare Schlagstück freigibt, Siehe Video Abzug

 

Der Schuss

Das Schlagstück mit Schlagbolzen trifft auf das Anzündhütchen und zündet somit die Patrone. Das entstehende heiße Gas verlässt mit einem einhergehenden Knall die Hülse und weicht nach vorne durch den Lauf aus. Durch den feinen eingebrachten Gaskanal, kommt etwas Gas nach hinten und gerät zwischen Patronenhülse und Gehäuseinnenwand.

 

Das Auswerfen

Durch diesen Vorgang wird die abgeschossene Hülse nach rechts bewegt und der Druck der nachkommenden Patrone oder zuletzt dem Zubringer hilft mit, die Hülse auszuwerfen.

 

Das automatische Nachladen

Der Abzug muss zunächst gelöst werden. Jetzt wird der Abzug wieder gezogen, hierbei wird das Schlagstück wieder nach hinten bewegt und der Schlagbolzen der ja in das Patronenlager reicht und eine nachkommende Patrone sperrt, gibt zugleich die nächste Patrone frei, die in das „Patronenlager“ gedrückt wird. Entweder lässt man jetzt den Abzug wieder langsam nach vorne kommen und es bricht kein Schuss oder man zieht den Abzug durch und der Schuss bricht. Nach heutigem Verständnis handelt es sich bei diesen Pistolen um halbautomatische Waffen, da nach dem Laden, jeweils nach jedem Schuss, nur einmal der Abzug gedrückt werden muss. Diesen Vorgang kann man solange wiederholen, bis das Magazin leer ist.

 

Das Entladen

Hier kann man den Fingernagel zur Hilfe nehmen, das hat bei mir gut geklappt. Notfalls tut es auch eine Büroklammer. Bei der hier vorliegenden Pistole liegt sogar ein Werkzeug bei, das man von der linken Seite durch ein kleines Loch stecken kann und somit die Patrone auf der anderen Seite herausdrückt. (Zum Entnehmen der Patronen könnte man jetzt auch die Griffschalen abschrauben, das würde aber nur dazu führen, dass die Patronen durch den Federdruck heraus gedrückt werden und unkontrolliert irgendwo zu liegen kommen, das Ganze ginge dann doch an der gewollten Technik vorbei und würde unnötig Zeit in Anspruch nehmen.)

 

 

 

Die Munition

Das Kaliber wird mit 8 mm Lacrimae (Tränen) angegeben und die Munition wurde wohl nicht bis Kriegsende in Messing sondern Aluminium hergestellt, da die Rohstoffe zu diesem Zeitpunkt für die Kriegsmaschinerie benötigt wurden. Anfang der 1950er bis Ende der 1960er Jahre wurde sie wohl nur in Aluminium gefertigt, Messingpatronen sind hier nicht bekannt. Folgende Ausführungen sind bekannt:

-          Platzpatronen

-          Gaspatronen

-         Parfümpatronen, ab 1950er Jahre

 

Das Zubehör

Eine Abschussvorrichtung für Signalsterne ist mir nicht bekannt.