EM-GE, Modell IIa (Typ 1.1)

        Bild 1.0, Pistole mit Schachtel, Magazin, Platzpatronen und original Beschreibung vom Februar 1932

 

Ende der 1920er Jahre brachte die Firma EM-GE eine kleine handliche Pistole als Ganzstahl-Ausführung auf den Markt, die für das kleine Kaliber

6 mm Flobert für Platz- und Gaspatronen eingerichtet wurde. Hierfür wurde auch ein Patent erteilt, das am 09.06.1926 angemeldet wurde. Als Patentanmelder sind Albin Gerstenberger, Franz Moeller und Martin Moritz benannt. Diese Pistole revolutionierte in ihrem System und war dadurch  auf das „nichttödliche Schießen“ ausgelegt. Sie konnte Platz- und Tränengaspatronen aus dem sechs-schüssigen Magazin verschießen, das für jede Patrone eine eigene Kammer hatte. Hinzu kamen Gas-Einsteckhülsen zum verschießen von größeren Mengen von Tränengas, die in den Lauf eingesteckt und das sich darin befindliche Tränengas mit dem Gasdruck der Platzpatronen aus der Hülse ausgetrieben wurde. Der Lauf besitzt ein Innengewinde, in das augenscheinlich auch ein Adapter eingeschraubt werden könnte und zum Verschießen von Signalsternen geeignet wäre. Jedoch ist mir derzeit kein Adapter dafür bekannt, eine Beschreibung habe ich nicht dazu und die Werbung spricht nicht davon. Obwohl der Lauf keine Sperre besitzt ist es bauartbedingt nicht möglich scharfe Munition zu verschießen, da in das Magazin auch keine scharfe Munition geladen werden kann; selbst wenn es gelingen würde, so liegt die Problematik in der Innenbalistik da ein Geschoß in einem kurzen 90° Winkel nicht geführt werden kann. Diese Ausführung hat einen Hülsenausstoßer der im Abzugsbügel integriert ist, der nach oben ausgeklappt werden kann und auch arretiert. Wenn er nicht mehr benötigt wird muss man zum Umlegen einen kleinen Knopf drücken der sich auf der linken Seite, oberhalb des Abzugbügels, befindet. Auf der linken Seite, zwischen Abzug und Griffschale, befindet sich eine Sicherung. In unterster Stellung wirkt die Sicherung auf den Abzug indem er blockiert wird und nach oben geschoben gibt die Sicherung den Abzug wieder frei. Das Magazin wird von vorne unter dem Lauf eingeschoben, hier ist zu beachten, dass die Patronen mit dem Hülsenboden nach unten zeigen, beim Einführen des Magazins sollte daher die Pistole mit dem Griff nach oben geladen werden, da die Patronen aus dem Magazin leicht herausfallen können, da hier noch keine Klemmvorrichtung vorhanden war. Das Magazin kann man von vorne herausziehen wenn die Sperrklinke, die sich auf der linken Seite oberhalb vom Abzug befindet, nach unten gedrückt wird. Sind bereits einige Schüsse abgegeben worden gelingt dies nicht mehr. Wenn das Magazin entfernt werden soll, muss man entweder die restlichen Patronen verschießen oder einen passenden Stock nehmen und bei leicht gedrücktem Abzug das Magazin nach hinten drücken bis es hinten die Klappe nach unten umlegt und herausschaut. Dabei ist auffällig, dass das Magazin mit seinem Transportsystem doch sehr an das der „Reform-Pistole“ des August Schüler aus Suhl anlehnt. Es ist meiner Meinung nach nicht von der Hand zu weisen, dass wohl eher das Patronenlager der „Reform-Pistole“ „entliehen“ ist. Eben das Magazin in entsprechend leicht abgeänderter Form, das das des Modells IIa bildet. Was einfach vom waagerechten Ausschuss in den senkrecht nach oben gebracht wurde. Die Pistole hat sodann vom Hülsenmund, der hier ja nach oben zeigt, eine Gasführung in den Lauf von 90° erfahren. Zu dieser Zeit war das keine schlechte Sache da ja seit dem 12.04.1928, in der damaligen Weimarer Republik, für scharfe Waffen der Waffenschein eingeführt wurde. Dieses System, hier im Modell IIa, wurde dadurch nicht erfasst.

 

Bild 1.1, linke Seite mit Schriftzug PATENT                                            Bild 1.2, rechte Seite ohne Beschriftung                                               Bild 1.3, Hülsenausstoßer und Klappe geöffnet

Bild 2.1, Katalog H. Burgsmüller                                                             Bild 2.2, Katalog August Stukenbrok                                                      Bild 3.1

 

Bild 2.1, diese Pistolen wurden bereits im Katalog von H. Burgsmüller aus dem Jahre 1929 angeboten. Auf dem Bild ist das Modell II abgebildet, das als Start-Pistole den Ausschuss oben hat. Der Patronenausstoßer befindet sich als Werkzeug im blinden Lauf.

 

Bild 2.2, diese Werbung stammt aus dem Katalog von August Stukenbrok, aus dem Jahre 1931.

 

Das Magazin

Im Vergleich führe ich das „entliehene“ Magazin der Reform-Pistole, mit zwei Magazinen der Modelle IIa und 6a auf.

 

Abbildungen:

Bild 3.1,

Nr. 1  In einem Block, vier Läufe übereinander mit entsprechenden Patronenlagern und Blick auf die Zahnung, die den Block durch eine Mechanik nach oben

         transportiert.

Nr. 2  das „entliehene“ Magazin. Große Ähnlichkeit mit Nr. 3

Nr. 3  ein Magazin des Modells 6a

Nr. 4  das Magazin des Modells IIa

 

Zu erwähnen wäre, dass das Magazin Nr. 4, vor dem Modell für Nr. 3 auf den Markt gebracht wurde. Warum nun das Magazin Nr. 3 in dieser Form später so wieder kam, ist mir nicht bekannt. Es hält sich aber über 1969 hinaus, da zumindest die Modelle 62 und 63 diese schräge Zahnung auch noch haben. Aber wahrscheinlich ist, dass der Transport dadurch sicherer ist.