Herbert Schmidt, Modell 4

Herbert Schmidt, Modell 4

        Bild 4.0, Pistole mit originaler Schachtel, Beschreibung und verschiedener Munition

 

Kurze Beschreibung

Bei der Pistole handelt es sich um eine verschlusslose Schreckschuss- und Gaspistole im Kaliber 8 mm Lacrimae. Eine Zielvorrichtung oder gar eine Laufsperre ist nicht vorhanden. Sie besteht aus Zink, viele Teile sind jedoch aus Stahl gefertigt.

 

Die Beschriftung

Sie Befindet sich auf der linken Seite der Seitenplatte über dem Abzug, die die Mechanik hält, sowie auf der Griffschale und weist folgendes auf:

 

          GAS – PISTOLE

          ALARM

                      HS4                                     AUTOMATIC

 

                                                                  Made in Germany

 

Die Griffschalen

Sie bestehen aus schwarzem Kunststoff und haben das mittig eingeprägte Monogramm „HS“ für Herbert Schmidt im Kreis. Sie sind einteilig, von der linken Seite ist eine durchgehende Schraube eingesteckt, die von der rechten Seite, mit einer im Griffstück eingelassenen Mutter, gehalten wird. Zusätzlich steht über dem Logo auf der rechten Seite D.B.G.M. Siehe Bilder 1.1 und 1.2.

 

Der Feuerschutz

Auf der rechten Seite ist ein kleines „Feuerschutzblech“ als Handschutz, unterhalb des Lade-, Entlade- und Auswurffensters angebracht. Dieses Blech nimmt jedoch auf Grund seiner Größe nur das vordere Drittel ein. Es ist nicht genietet sondern mittels Elektroden punktgeschweißt mit der rechten Seitenplatte verbunden. Es soll verhindern, dass die Hand durch heiße Gase oder Funkenflug verletzt wird. Siehe Bild 1.1

 

Verschluss oder nicht?

Ein Verschluss ist lediglich angedeutet, man könnte dennoch, wenn man nicht darauf achtet, in die Versuchung kommen, ihn repetieren zu wollen. Rechts ist eine Öffnung im Rahmen vorhanden, durch die man den Zubringer sehen kann. Siehe Bild 1.1

 

Der Schlaghebel (Hahn)

Diese Pistole hat einen außenliegenden Schlaghebel der auf einen innenliegenden Schlagbolzen schlägt. mit dem Abzug kann er gut abgeschlagen werden. Will man den Schlaghebel von Hand spannen, so benötigt man doch eine große Kraft.

 

Der Schlagbolzen

Der federnd gelagerte Schlagbolzen befindet sich unmittelbar vor dem Schlaghebel. Er schaut nicht aus dem Stoßboden vor und liegt auch nie auf dem Zündhütchen auf, da sich die Feder vor dem Schlagbolzen befindet und er dadurch automatisch nach hinten gedrückt wird.

 

Die Sicherung

Sie befindet sich auf der linken Seite rechts vom Abzug und ist als Hebel drehbar angebracht. Hier nimmt sie den Platz in einer Aussparung ein, der sich auf der linken Seite der Griffschale befindet. Er verdeckt in der jeweiligen Stellung, entsprechend senkrecht S für Sicher, was bedeutet, dass die Pistole Schussbereit ist oder wenige Millimeter nach rechts den roten Punkt für Feuer, was bedeutet, dass die Pistole gesichert ist. Diese Sicherheits-Hinweise befinden sich direkt auf dem Rahmen. Siehe Bild 4.12

 

Bild 4.11, rechte Seite mit nachträglich angebrachter Seriennummer                                                        Bild  4.12, linke Seite mit Beschriftung

 

 

Die Funktionen

Wenn der Sicherungshebel in gesicherter Stellung nach schräg rechts unten zeigt, greift er auch gleichzeitig mit einer Nase, die sich im rechten Winkel zum Sicherungshebel befindet, in eine Aussparung auf der Unterseite in das Abzugsgestänge ein, das sich auf der Innenseite zwischen linker Stahlplatte und dem Rahmen befindet und somit der Abzug nicht mehr ausgelöst werden kann. Die Sicherung greift gut ein, der Abzug lässt sich somit nicht mehr bewegen. Auch der Schlaghebel ist dadurch blockiert. Sie wirkt sich aber keinesfalls auf den Schlagbolzen aus, was bewirken kann, wenn die Pistole auf den Schlaghebel fällt, eine Patrone gezündet werden kann.

 

Die Seitenplatten

Sie bestehen aus Stahl und sind jeweils mit zwei Schrauben am Rahmen verschraubt. Sie halten unter anderem den Stift für den Abzug und das Abzugsgestänge gegen herausfallen fest.

 

Die seitliche Öffnung

Sie ist zugleich das Lade-, Entlade- und Auswurffenster, da es für diese konstruierten Pistolen keine andere Möglichkeit gibt um Patronen zuzuführen, zu entnehmen oder die Hülsen auszuwerfen. Das mag etwas verwirrend klingen, ist es aber nicht.

 

Das Laden

Es gestaltet sich etwas schwierig, aber mit etwas Übung geht es doch leicht von der Hand. Hierzu sichert man zunächst die Pistole.

 

Das Einlegen der Patronen

Man muss schon aufpassen, dass man sie nicht aus Versehen falsch herum einlegt, da sie von der Seite her einfach wie ein Röhrchen ausschaut. Man hält sie am besten zwischen Daumen und Zeigefinger, quer zum Zubringer, und drückt diesen etwas mit dem hinteren Ende der Patrone, mit dem Zündhütchen voran, nach unten. Nun schiebt man die Patrone nach hinten und dreht sie dabei in die Längsrichtung zum Lauf und drückt sie sodann ganz hinein. So kommt sie auf dem Zubringer zum Liegen. Das geht recht einfach, da der Zubringer in Längsrichtung eine Vertiefung hat. Das wiederholt man, bis das Magazin gefüllt ist.

 

Das Magazin

Es ist zur Aufnahme von fünf Patronen eingerichtet und bei diesen Pistolen fest verbaut, so dass man es nicht wechseln kann. Es handelt sich keineswegs um eine neue Erfindung, da es doch genug Zeugnisse gibt, nicht nur bei Pistolen sondern auch bei Gewehren. Z. B.: Mauser C 96 und Infanterie-Gewehr 88. Jedoch ist es im Aufbau doch etwas anders gestaltet. Aber hier identisch mit der ASS, Mod. 33. Im leeren Zustand, kann man den Zubringer sehen.

 

Wie funktioniert das?

Ein herkömmliches entnehmbares Magazin für Pistolen hat Magazinlippen die die Patrone gegen herausdrücken durch den federdruckgelagerten Zubringer halten. Diese Magazine haben das nicht! Die Patrone wurde in ihren Maßen mit den Innenmaßen des „Patronenlagers“ so bemessen, dass man die Patrone doch recht gut einsetzen, oder herausnehmen kann und sie dennoch darin gut fixiert war. Vor allem, damit sie sicher gezündet werden konnte.

 

Der Raum

In dem sich die oberste Patrone befindet hat die weitere Funktion als Patronenlager und auf Grund der Bauart, wird die Patrone folgenderweise gehalten. Siehe Bild 2

 

-          nach links und oben durch das Gehäuse

-          nach hinten durch den Stoßboden, aus dem der Schlagbolzen nicht herausschaut

-          nach vorne durch das innere Teil des Laufes

-          und natürlich von unten, durch eine weitere Patrone oder dem Zubringer, der unter Federdruck steht. Was den Halt erst ermöglicht

 

Das Patronenlager

Im inneren des „Patronenlagers“ hat der Konstrukteur links vorne eine kleine Gasablenkung eingebracht, so dass der Hülsenauswurf gegeben ist.

Bild 4.13, zerlegt von der rechten Seite                                                                                                              Bild 4.14, zerlegt, von der linken Seite

 

 

Das Schießen

In der schussbereiten, bzw. entsicherten Stellung wird der Schlaghebel entsprechend freigegeben. Soll jetzt das Schießen doch nicht stattfinden oder unterbrochen werden, kann die Pistole einfach wieder gesichert werden.

 

Der Abzug

Hierbei handelt es sich um einen Spannabzug und funktioniert in DA und SA (DA=Double Action, SA=Single Action). Wenn man die Pistole als Abzugsspanner benutzt, ist dies um ein vielfaches einfacher und leichter auszuführen, als dass man sie als Hahnspanner benutzt, das heißt, den Schlaghebel von Hand zu spannen. Er wird mit dem Finger der Schusshand nach hinten gezogen, gleichzeitig wird der unter Federdruck stehende Schlaghebel, die Feder befindet sich senkrecht im hinteren Bereich im Griffstück, gespannt und die Sperrklinke löst im hinteren Moment aus.

 

Der Schuss

Der Schlaghebel schlägt auf den Schlagbolzen und treibt ihn auf das Anzündhütchen und zündet somit die Patrone. Das entstehende heiße Gas verlässt mit einem einhergehenden Knall die Hülse und weicht nach vorne durch den Lauf aus. Durch den fein eingebrachten Gaskanal, kommt etwas Gas nach hinten und gerät zwischen Patronenhülse und Gehäuseinnenwand.

 

Das Auswerfen

Durch diesen Vorgang wird die abgeschossene Hülse nach rechts bewegt und der Druck der nachkommenden Patrone oder zuletzt des Zubringers hilft mit, die Hülse auszuwerfen. Die nachkommende Patrone kommt direkt vor dem Schlagbolzen zu liegen.

 

Das automatische Nachladen

Der Abzug muss zunächst gelöst werden. Jetzt wird der Abzug wieder gezogen, hierbei wird der Schuss-Vorgang wiederholt. Entweder lässt man jetzt den Abzug wieder langsam nach vorne kommen und es bricht kein Schuss oder man zieht den Abzug durch und der Schuss bricht. Nach heutigem Verständnis handelt es sich bei diesen Pistolen um halbautomatische Waffen. Da nach dem Laden, jeweils nach jedem Schuss, nur einmal der Abzug gedrückt werden muss. Diesen Vorgang kann man solange wiederholen, bis das Magazin leer ist.

 

Das Entladen

Hier nimmt man am besten den Fingernagel zu Hilfe, das hat bei mir gut geklappt. Notfalls tut es auch eine Büroklammer.

(Zum Entnehmen der Patronen könnte man jetzt auch die Griffschalen abschrauben, das würde aber nur dazu führen, dass die Patronen durch den Federdruck herausgedrückt werden und unkontrolliert irgendwo zu liegen kommen, das Ganze ginge dann doch an der gewollten Technik vorbei und würde unnötig Zeit in Anspruch nehmen.)

 

Die Munition

Das Kaliber wird mit 8 mm Lacrimae (Tränen) angegeben und wurde wohl nur bis 1945 in Messing hergestellt. Anfang der 1950er Jahre bis Ende der 1960er Jahre wurde sie in Aluminium  gefertigt.

 

Ausführungen:

-       Platzpatronen

-       Gaspatronen

-       Parfümpatronen

-       Insektenpatronen

 

Die Abschussvorrichtung

Mir sind keine Aufsätze für dieses Modell bekannt, die zum Zünden von Signalsternen geeignet wären.